Der Schriftsteller Hermann Sudermann ist unweigerlich mit dem Ort Blankensee verwoben. Der Schlosspark wurde sogar eine Zeitlang „Sudermann Park“ genannt. Kein Wunder, denn Sudermann prägte diesen, wie kein anderer der vielen Besitzer.
Das Schloss selbst war bereits seit fast sechs Jahrhunderten die Residenz der Adelsfamilie von Thümen. Sie gestalteten Schloss und Park zunächst im Renaissance- dann im Barockstil. In den 1880er-Jahren wurden die nördlichen Schlossflügel abgetragen und der Blick in den Park frei, wo ab 1832 bereits ein Landschaftsgarten angelegt wurde. Doch 1902 zog ein neuer Schlossherr ein – Hermann Sudermann. Damit verwirklichte dieser sich den Traum vom Landleben als Schlossbesitzer und konnte zugleich sein Heimweh stillen, denn die Landschaft erinnerte ihn vom ersten Moment an seine einstige Heimat in Ostpreußen.
Sudermann wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und kam in den 1880er-Jahren von Litauen nach Berlin. Hier studierte er und wurde zunächst Chefredakteur. Dann kam das Jahr 1889 und mit ihm Sudermanns Stück „Die Ehre“ – er wurde schlagartig berühmt. Von da an riss man sich um seine Romane und Gedichte. Seine Theaterstücke wurden europaweit gespielt und in verschiedenste Sprachen übersetzt. Mit dem Erfolg kam das Geld, genügend um sich eine Stadtvilla in Berlin Grunewald und das Anwesen in Blankensee – wohl gemerkt für 2 Millionen Mark– zu leisten. Dazu Reisen nach Bayern, Frankreich, Italien, ja sogar ans Rote Meer.
Doch mit dem Ruhm kam auch die Kritik. Vor dieser floh Sudermann in seine Reisen, dann nach Blankensee. Er drapierte unzählige Reiseerinnerungen, in Form von Skulpturen, Reliefs, Vasen, Gemälden, Holzarbeiten und vielem mehr, in Schloss und Park und machte das Anwesen so nicht nur zu seinem Heim, sondern auch zu seinem Zufluchtsort. Denn hier war er abgeschirmt von Kritikern und Zweifeln und konnte sich vollends in sein Schreiben stürzen und Inspiration sammeln.
„Zur Arbeit habe ich zu melden, dass ich morgen mit dem Blankenseekapitel fertig werden werde.“ – so schrieb er in einem Brief an seine Frau Clara am 10. Mai 1904. Die Sicherheit und Kraft, die er in Blankensee spürte, ließ in vollends mit dem idyllischen Örtchen im Fläming verwurzeln – so sehr, dass es auch in seiner schriftstellerischen Arbeit einen Ehrenplatz erhielt. Gekonnt platzierte er im Roman „Das hohe Lied“ die Kahnpartie des Liebespaars in den Schlosspark Blankensee: „Da standen sie plötzlich vor einem alten, dreiteiligen Parktor, das mit seinen Basen und Säulen, seinem zerprellten Glockenstuhl und dem Spitzengewebe seinen schmiedeeisenen Gittern zwischen blühenden Akazien halb versunken dalag. Hier endlich gab es einen offenen Blick tief in das Innere hinein. Eine gerade Tannenallee führte in dunkler Feierlichkeit dem Schlosse zu, doch von dessen Baulichkeiten war auch an dieser Stelle nichts zu sehen. Die standen wohl seitwärts, von Nadel- und Laubwerk den Blicken entzogen; – nur die vorspringende Freitreppe, auf deren Pfeilern Marmorputten ihre schneeweißen Flügel hoben, gewährte in der Ferne dem suchenden Blicke ein Ausruhen. …“.
Mit diesen romantischen Sätzen vor Augen, fühlt sich der Besuch des Schlossparks heute noch viel magischer an. Sollte dieser eines Tages nicht mehr sein, ist er – dank Sudermann – für die Nachwelt festgehalten und damit unsterblich gemacht. Lehnt euch doch auf der Marmorbank im italienischen Garten zurück – wie es einst Sudermann tat – und verliert euch in der Welt von Sudermanns Roman.